Objektgerechte Sanierung eines Zollingerdachs mit Hiss Reet Schilfmatten als Schalungsplatte, Dämmung und Putzträger. Eine Platte, drei Funktionen.
Einst aus der Not geboren, ist das Zollingerdach heute ein Paradebeispiel für die Kreativität der modernen Architektur und die bogenförmige Dachform sticht auch fast 100 Jahre nach seiner Erfindung charakteristisch aus dem Einerlei konventioneller Dachformen hervor.
Als in den 20er Jahren des vorigen Jahrhunderts Wohnungsnot herrschte und der Bau einfacher und kostengünstiger Wohnungen immer dringlicher wurde, entwickelte der Merseburger Stadtbaurat Friedrich Zollinger rationelle Methoden für den Haus- und Dachbau.
Die nach seinem Erfinder benannte Dachkonstruktion wurde 1921 schließlich zum Patent angemeldet, da das Zollingerdach entscheidende Vorteile bot: Die gewölbte Dachform und der Verzicht auf Balken erlaubten eine deutlich bessere Raumausnutzung. Gleichzeitig verringert sich die benötigte Holzmenge um rund 40 Prozent, wobei zusätzlich auf lange gerade Bohlen verzichtet werden kann, da sich die Stützsegmente aus kleinen kurzen Holzteilen zusammensetzten. Diese vergleichsweise einfache Montage hatte nicht nur Kostenvorteile, sondern erlaubte es auch privaten Bauherren, selbst Hand anzulegen.
Heute erfreuen sich die Besitzer der heute noch erhaltenen Dächer vor allem an der markanten Optik dieser Zwischenform aus Mansarddach und Tonnendach. Das nicht minder interessante Innenleben des Zollingerdachs bekommt man aber leider nur selten zu Gesicht. Um so schöner, dass wir jetzt bei der Sanierung bzw. beim Ausbau eines Zollingerdachs dabei sein konnten:
Bei diesem Reihenhaus mit Zollingerdach steht eine Sanierung an. Das bislang noch ungenutzte und ungedämmte oberste Dachgeschoß soll bei der Maßnahme ebenfalls erschlossen werden. Schön zu erkennen: Die organische, ja wellenartige Anmutung des Zollingerdachs im Reihenhausverbund.
Ein Zollingerdach hat einen vollständig anderen inneren Aufbau als andere Dachaufbauten, wie man hier an einem anderen freigelegtem Zollingerdach gut sehen kann.
Nach dem Entfernen der alten Dachpfannen liegt das gewölbeförmige und wabenartige Tragwerk des Zollingerdachs offen, das so charakteristisch für diese patentierte Bauweise ist. Bereits zu sehen: Die Auflattung für eine zusätzliche Zellulosedämmung.
Im unteren Teil des Dachs (das erste Obergschoß) wurde das Tragwerk seinerzeit bereits mit Bimsstein ausgefacht.
Die Konterlattung, auf der schließlich die Hiss Reetplatten aufgebracht werden.
Um beim Innenausbau nicht unnötig Platz einzubüßen (eine der Grundideen eines Zollingerdachs), empfahl ein Bauphysiker dem Hausherrn die Verwendung von Hiss Reetplatten Extra anstelle von konventionellen Trockenbauwänden. Die Hiss Reetplatten bieten viele praktische Vorteile, denn neben dem zusätzlichen Dämmeffekt sind die Platten formstabil, aber dennoch biegsam. Damit eignen sie sich perfekt als verlorene Schalung sowie als idealer Putzträger. Die Platten können einfach zugeschnitten werden und lassen sich mit Haltetellern fest mit der Konterlattung verbinden.
Am Ende werden die Reetplatten mit Lehm- oder Kalkputz verputzt. So bleibt der Bogeneffekt eines Zollingerdachs auch im Innenbereich erhalten und man hat ein hervorragendes Raumklima.
Wer mehr über das Zollingerdach wissen möchte, findet einen ausführlichen Artikel auf Wikipedia - unter anderem auch mit einer Liste und Fotos von noch erhaltenen Bauwerken.